Cybersicherheit und Vertrauen: der Schlüssel zur vernetzten Mobilität
Die Essenz vernetzter Mobilität
„Vernetzte Mobilität ist die Fähigkeit von Fahrzeugen und Infrastruktur, miteinander zu kommunizieren“, erklärt Seipel. „Es geht darum, was passieren muss, um einen sicheren Verkehr zu gewährleisten. Praktische Beispiele gibt es bereits im Bereich der Priorisierung von Einsatzfahrzeugen oder im öffentlichen Nahverkehr. Durch vernetzte Mobilität können Fahrzeuge in Echtzeit Informationen über ihre Position, Geschwindigkeit und voraussichtliche Ankunftszeit an Kreuzungen austauschen. Dadurch können wir jede Art von Bewegung priorisieren, die öffentliche Verkehrsmittel oder Einsatzfahrzeuge durchführen müssen, aus Gründen der Pünktlichkeit, der Verringerung von Emissionen oder des Schutzes der Verkehrsteilnehmenden. Denken Sie an einen herannahenden Krankenwagen. Der Krankenwagen kommuniziert mit den Ampeln, erhält Vorrang und alle anderen Verkehrsteilnehmenden müssen dem Verkehr erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Diese frühzeitige Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Infrastruktur hilft, kritische Situationen zu vermeiden. All dies geschieht durch kontinuierlich ausgetauschte Daten.“
Datenschutz und Datenminimierung
Was ist, wenn all diese vernetzten Mobilitätssysteme persönliche Daten sammeln und missbrauchen? Seipel: "Die Sorge, dass jeder weiß, woher man kommt und wohin man geht, ist unbegründet. Wir können auf der Straße nicht erkennen, wer Sie sind. Jede Identität wird innerhalb weniger Sekunden geändert, sodass Sie nicht zurückverfolgt werden können. SWARCO hält sich an den strengen Grundsatz der Datenminimierung. Wir verwenden nur die Daten, die notwendig sind, um Fahrzeugen Vorfahrt zu gewähren oder die Verkehrsführung sicherer zu machen", betont Seipel. Die Daten im C-ITS System sind nicht personalisiert und können nicht auf Einzelpersonen zurückgeführt werden.
Cyberbedrohungen und Sicherheit
Das größte Risiko für vernetzte Mobilitätssysteme liegt in der Manipulation von Vorrangsignalen. „Stellen Sie sich vor, ein Hacker sagt einem Krankenwagen an einer Kreuzung, dass er Vorfahrt hat, obwohl dies nicht der Fall ist", veranschaulicht Seipel. „Wenn der Krankenwagen dann mit hoher Geschwindigkeit die Kreuzung überquert, obwohl er keinen Vorrang hat, führt das zu gefährlichen Situationen.“
Damit dies verhindert wird, verwendet SWARCO eine PKI (Private Key Infrastructure), um Nachrichten zu zertifizieren. „Dadurch kann jedes Fahrzeug in unseren C-ITS-Systemen seinen eigenen Kommunikationspunkt und jeden anderen Kommunikationspunkt im System zertifizieren", erklärt Seipel. „Diese Kommunikationspunkte, die in der Fachsprache ‚Stationen‘ genannt werden, können Fahrzeuge, Ampeln, Straßenausrüstung oder andere Infrastrukturelemente sein, die Teil des vernetzten Mobilitätsnetzwerks sind. Dies unterscheidet sich grundlegend von herkömmlicher Verkehrsinfrastruktur, bei der ein gehacktes Prioritätssystem irreführende Meldungen senden könnte.
Sicherheit durch Design
SWARCO baut Sicherheit von Anfang an in vernetzte Mobilitätssysteme ein. „Wir sind in verschiedenen Zertifizierungs- und Standardisierungsgremien vertreten", sagt Seipel. „Deshalb fördern wir aktiv die Verkehrssicherheit, indem wir sie nicht nur in unsere Systeme implementieren, sondern direkt in eine Norm einfließen lassen.“ Ein konkretes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern bei Autobahnprojekten, bei denen SWARCO die höchsten Sicherheitsanforderungen auf EU-Ebene anstrebt. „Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden als auch des Systems steht im Mittelpunkt", betont Seipel.
Für Regierungen und Straßenbetreiber bietet SWARCO eine kosteneffiziente Lösung. „In Deutschland arbeitet SWARCO zum Beispiel mit der Regierungsbehörde ‚Bundesdruckerei‘ zusammen, die auf sichere Dokumente und digitale Identitäten spezialisiert ist. Diese Zusammenarbeit soll es in Zukunft ermöglichen, standardisierte Sicherheitslösungen anzubieten, die auch für kleine Kommunen erschwinglich und überschaubar sind.
Das Gleichgewicht zwischen Innovation und Sicherheit
Seipel zufolge können Innovation und Cybersicherheit nicht ohne einander existieren. „Normalerweise schreitet die technologische Entwicklung schneller voran, während die Sicherheitsaspekte gleichzeitig oder kurz danach behandelt werden", erklärt er. „Bevor die Öffentlichkeit ein System nutzen kann, muss also immer zuerst die Sicherheit gewährleistet sein.“ Mit Blick auf die Zukunft der autonomen Mobilität hält Seipel den Aufbau von Vertrauen unter Verkehrsteilnehmenden für unerlässlich: "Vernetzte Mobilitätssysteme sind dazu da, die Verkehrsteilnehmenden sicher durch den Verkehr zu führen. In einer Welt, in der Fahrzeuge und Infrastruktur zunehmend vernetzt sind, müssen diese Verbindungen nicht nur intelligent, sondern auch sicher sein.“